Bei mir tauchte immer wieder eine Frage auf: «Wie stark ist die Richtwirkung einer Magnetic Loop?» Speziell bei kompakten Modellen, wie einer beliebten Loop mit 85 cm Durchmesser (Alex Loop), herrscht oft Unklarheit. Ist sie ein «Mini-Beam»? Die Frage kam bei mir auf als ich keine nennenswerte Unterschiede beim senden auf WSPR feststellte.
Die Antwort ist ein klares «Jein». Die Antenne hat eine extrem starke Richtwirkung, aber wahrscheinlich nicht so, wie die meisten anfangs denken. Wir klären den Unterschied zwischen Gewinn (Gain) und Dämpfung (Nullstellen).
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Mythos 1: Richtwirkung = Hoher Gewinn (Gain)
Wenn Funkamateure von «Richtwirkung» sprechen, meinen sie oft den «Gewinn» (Gain) – die Fähigkeit einer Antenne, die Sende- und Empfangsleistung in eine Richtung zu bündeln, wie es eine Yagi-Antenne tut.
Hier muss man bei einer kleinen Loop (Small Magnetic Loop – SML) wie unserem 85-cm-Modell umdenken:
- Geringer Wirkungsgrad: Physikalisch bedingt haben SMLs einen geringen Strahlungswiderstand, aber relativ hohe ohmsche Verluste (im Leiter und am Kondensator).
- Niedriger Gewinn: Aufgrund dieser Verluste ist der tatsächliche Gewinn (Gain) einer 85-cm-Loop oft niedrig. Auf den oberen Bändern (z.B. 20m bis 10m), für die sie optimiert ist, liegt er vielleicht nahe 0 dBi. Auf tieferen Bändern (z.B. 40m) ist der Gewinn oft stark negativ (z.B. -10 dBi oder schlechter).
Eine 85-cm-Loop ist also kein «Beam». Sie wird ein S5-Signal nicht auf S9 anheben.
Die wahre Stärke: Die «Nullstellen» (Minima)
Die tatsächliche Stärke der 85-cm-Loop liegt in ihrer defensiven Richtwirkung: dem Ausblenden von Störungen.
Bei der üblichen vertikalen Montage (die Loop steht senkrecht) sieht das horizontale Strahlungsdiagramm wie eine perfekte Acht (8) aus.
Das bedeutet:
- Maximale Empfindlichkeit (Die Keulen): Die Loop empfängt am besten «durch ihre Öffnung» hindurch, also senkrecht zur Loop-Ebene (nach vorne und hinten). Das «Front-to-Back-Ratio» (Vor-Rück-Verhältnis) ist dabei gering; sie empfängt nach hinten fast so gut wie nach vorne.
- Maximale Dämpfung (Die Nullstellen): Exakt an den Seiten – also «in der Ebene» des Loop-Elements – hat die Antenne extrem tiefe und scharfe Minima (Nullstellen).
Die 85-cm-Loop als «QRM-Killer»
Hier wird die Antenne zur «Wunderwaffe» im urbanen Umfeld. Das «Front-to-Side-Ratio» (Vorn-Seiten-Verhältnis) kann beeindruckende 20 dB bis 30 dB erreichen.
Praxis-Beispiel: Wir haben ein S9-Störsignal (QRM) von einem Schaltnetzteil oder einem Plasma-TV aus der Nachbarschaft. Ihr gewünschtes DX-Signal ist bei S4 und im Rauschen begraben.
Mit der 85-cm-Loop drehen Sie nun die Antenne langsam, bis die Seite der Loop (die Nullstelle) exakt auf die Störquelle zeigt. Das S9-Rauschen fällt schlagartig ab – oft auf S1 oder S2. Plötzlich ist das S4-Signal klar und deutlich lesbar.
Sie haben nicht das Nutzsignal verstärkt, sondern das Störsignal um den Faktor 100 bis 1000 gedämpft. Das Signal-Rausch-Verhältnis (SNR) ist dramatisch verbessert.
Fazit
Eine 85-cm-Loop ist kein «Mini-Beam» zum «Brennen» durch ein Pile-Up. Sie ist ein hochpräzises Werkzeug zur Störsignal-Eliminierung.
Ihre «starke Richtwirkung» liegt nicht im offensiven Gewinn, sondern in der defensiven Fähigkeit, QRM durch ihre tiefen seitlichen Nullstellen auszublenden. Für Funkamateure mit begrenztem Platz und hohem lokalem Störpegel ist sie oft die einzige und beste Lösung, um die Bänder überhaupt noch bearbeiten zu können.