Solaranlagen und EMV im Funkbetrieb: Eine moderne Perspektive

Viele von uns Funkamateuren kennen das mulmige Gefühl, das aufkommt, wenn im Nachbarsgarten oder auf dem Nachbardach eine neue Solaranlage montiert wird. Früher war diese Sorge vor Störungen des Funkbetriebs oft berechtigt. Doch wie steht es heute um die elektromagnetische Verträglichkeit (EMV)?

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Früher ein echtes Problem

In den Anfangszeiten der Photovoltaik gab es tatsächlich häufig Probleme. Die damals verwendeten Wechselrichter waren oft nicht ausreichend gegen die Abstrahlung von hochfrequenten Störsignalen abgeschirmt. Die schnellen Schaltvorgänge in den Geräten erzeugten breitbandige Störungen, die sich wie ein Rauschen über weite Teile der Kurzwellenbänder legten. Dies konnte den Empfang empfindlicher Signale stark beeinträchtigen. Auch die Solarpanelen mit den Optimizer waren den Funkern ein Dron im Auge.

Der aktuelle Stand der Technik

Zum Glück hat sich die Technik massiv weiterentwickelt. Heutige Wechselrichter und Leistungsoptimierer müssen strenge EMV-Normen erfüllen und sind daher deutlich besser geschirmt und gefiltert. Die Hersteller sind sich der Problematik bewusst und haben in den letzten Jahren grosse Fortschritte gemacht.

Aus eigener Erfahrung kann ich bestätigen, dass die Situation heute eine ganz andere ist. In meiner direkten Nachbarschaft sind mittlerweile sehr grosse Solaranlagen in Betrieb, die bei mir keinerlei Störungen verursachen. Dies ist ein erfreulicher Beleg dafür, dass moderne Systeme in der Regel keine Probleme mehr für den Funkbetrieb darstellen.

Proaktiver Kontakt: Die beste Strategie

Trotz dieser positiven Entwicklung ist es ratsam, proaktiv vorzugehen. Der beste Weg, mögliche Probleme zu vermeiden, ist eine offene und freundliche Kommunikation, bevor eine neue Anlage in Betrieb genommen wird. Ein freundliches Gespräch oder eine kurze Mail sorgt für gegenseitiges Verständnis und sensibilisiert die Nachbarn für unser Hobby und unsere Bedürfnisse.

Es geht nicht darum, sich zu beschweren, sondern auf die Besonderheiten unseres Hobbys hinzuweisen und so im Vorfeld eine gemeinsame Lösung zu finden.

Ein Praxisbeispiel aus der Nachbarschaft

Als ich bei einem Neuzuzüger in der Nachbarschaft die Montage einer Solaranlage beobachtete, habe ich diese Gelegenheit genutzt und den Kontakt gesucht. Mein Ziel war es, auf freundliche Art auf unsere gemeinsamen Interessen und die mögliche EMV-Problematik hinzuweisen. Dies ist ein Auszug aus der E-Mail, die ich gesendet habe:

Sehr geehrter Herr XY,

ich schreibe Ihnen bezüglich der geplanten Installation einer Solaranlage bei meinem Nachbarn an der Neumühlestrasse Amriswil.

Ich möchte Sie darüber informieren, dass ich Funkamateur bin. In diesem Zusammenhang ist es mir ein grosses Anliegen, dass die neue Anlage EMV-konform installiert wird, um Störungen des Funkverkehrs zu vermeiden. Es ist bekannt, dass bestimmte Komponenten, wie zum Beispiel Wechselrichter oder Power-Optimizer, Funkfrequenzen stören können.

Das Bundesamt für Kommunikation (BAKOM) und die Union Schweizer Kurzwellen-Amateure (USKA) haben sich intensiv mit dieser Problematik befasst und entsprechende Publikationen veröffentlicht:

Ich vertraue darauf, dass Ihr Unternehmen hochwertige und EMV-geprüfte Komponenten verwendet und die Installation fachgerecht durchführt.

Sollten dennoch Funkstörungen auftreten, werde ich eine Messung durch das BAKOM veranlassen.

Für eine reibungslose Kooperation bedanke ich mich im Voraus.

Mit freundlichen Grüssen

Chris Müller

Fazit

Der Stand der Technik hat die EMV-Situation bei Solaranlagen deutlich verbessert. Die Angst vor Störungen gehört weitestgehend der Vergangenheit an. Dennoch bleibt die beste Methode, um potenziellen Problemen vorzubeugen, ein offener und freundlicher Dialog mit unseren Nachbarn. Es ist die Basis für eine gute Nachbarschaft und ein störungsfreies Hobby.

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