XLX vs. REF: Ein technischer Vergleich der D-STAR Protokolle (Update)

Liebe Funkfreunde von funnkwelt.net,

das vergangene Wochenende hat gezeigt, dass die Umstellung des Relais HB9HD von XLX auf REF für einige Diskussionen gesorgt hat. Bevor wir uns emotional in die Debatte stürzen, ist es wichtig, die technischen Grundlagen und die wesentlichen Unterschiede zwischen diesen beiden D-STAR Protokollen zu verstehen. Nur so können wir uns eine fundierte Meinung bilden und die Beweggründe für solche Änderungen nachvollziehen.

Sowohl XLX als auch REF sind Protokolle, die im D-STAR-Netzwerk verwendet werden, um Reflektoren zu verbinden und den Austausch von Sprach- und Datenverkehr zu ermöglichen. Sie dienen als Brücke zwischen lokalen Relais und einem globalen Netzwerk von Funkamateuren. Doch trotz ihrer ähnlichen Funktion gibt es entscheidende Unterschiede in ihrer Architektur und Funktionsweise. Die wichtigsten, wenn auch manchmal etwas verwirrenden, sind REF (DPLUS) und XLX. Hier sind die Hauptunterschiede:

1. REF (DPLUS) Reflektoren:

  • Der Pionier: REF-Reflektoren waren die ersten ihrer Art im D-STAR-System und basieren auf dem DPLUS-Protokoll. Sie sind quasi die ursprünglichen digitalen Konferenzräume für D-STAR.
  • D-STAR Pur: REF-Reflektoren sind auf die D-STAR-Betriebsart spezialisiert. Sie sind nicht direkt für andere digitale Modi ausgelegt.
  • Registrierung: Um REF-Reflektoren zu nutzen, war oft eine Registrierung bei einem D-STAR-Gateway-System erforderlich.
  • Module: Sie verfügen typischerweise über Module (oft A, B, C, D, E), wobei Modul E gerne als Echo-Modul zur Überprüfung der eigenen Aussendung dient.
  • Einfache Anbindung: Viele moderne D-STAR-Funkgeräte ermöglichen eine direkte Auswahl von REF-Reflektoren über ihr Menü (oft im «DR» – D-STAR Repeater – Modus), was die Verbindung unkompliziert macht.
  • Verbindungsbefehl (Beispiel): REFnnnAL (wobei nnn die Reflektor-Nummer und A das Modul ist, L steht für Link).

2. XLX Reflektoren:

  • Der vielseitige Vermittler (Multimode-Fähigkeit): Das ist der größte und wichtigste Unterschied. XLX-Reflektoren sind so konzipiert, dass sie mehrere Protokolle unterstützen, darunter REF (DPLUS), XRF (DExtra), DCS und ihr eigenes XLX-Protokoll. Dies bedeutet, dass ein XLX-Reflektor als Brücke zwischen verschiedenen digitalen Betriebsarten fungieren kann.
  • Transcodierung (mit Hardware): Mit zusätzlicher Hardware (z.B. AMBE-Vocoder-Dongles) und Software können XLX-Reflektoren sogar Transcodierung zwischen verschiedenen digitalen Modi ermöglichen, z.B. können DMR-Benutzer mit D-STAR-Benutzern sprechen oder Yaesu System Fusion-Benutzer mit D-STAR-Benutzern. Dies erweitert die Kommunikationsmöglichkeiten erheblich.
  • Keine Registrierung erforderlich: Im Gegensatz zu einigen REF-Reflektoren erfordern XLX-Reflektoren in der Regel keine Registrierung im D-STAR-Vertrauenssystem (D-STAR Trust System), um sie zu nutzen. Neue D-STAR-Benutzer können sich einfach verbinden und mit dem Sprechen beginnen.
  • Dashboard: XLX-Reflektoren verfügen oft über ein Web-Dashboard, das die aktuelle Aktivität, verbundene Stationen und Module anzeigt, was eine gute Übersicht bietet.
  • Verbindungsbefehl (Beispiel): Man kann sich mit einem XLX-Reflektor über verschiedene Protokolle verbinden. Um sich z.B. mit XLX421 Modul D zu verbinden, lautet das Kommando oft *42104 oder XLX421DL. Die Ansage des Relais kann dabei «Verbunden mit REF 421 Delta» sein, auch wenn es sich um einen XLX-Reflektor handelt, was manchmal verwirrend sein kann.

Zusammenfassend die wichtigsten Unterschiede:

MerkmalREF (DPLUS) ProtokollXLX Protokoll
FokusD-STAR-spezifischMultimode (D-STAR, DMR, YSF, etc.)
InteroperabilitätGering (nur D-STAR)Hoch (kann verschiedene Modi miteinander verbinden, Transcodierung)
RegistrierungOft erforderlich (D-STAR Gateway System)In der Regel nicht erforderlich
FlexibilitätGeringer, feste D-STAR-StrukturHoher, ermöglicht eigene Reflektoren und individuelle Konfiguration
EntwicklungÄlteres, ursprüngliches SystemNeuer und dynamischer, wird aktiv weiterentwickelt
VerbindungsartDirekte Auswahl im Radio oft möglich (DR-Modus)Über DTMF-Kommandos oder URCALL-Einstellungen im Radio

Für den Anwender bedeutet dies, dass XLX-Reflektoren oft mehr Flexibilität und die Möglichkeit bieten, mit Funkamateuren aus anderen digitalen Betriebsarten in Kontakt zu treten, während REF-Reflektoren die «klassische» D-STAR-Verbindung darstellen. Viele Betreiber empfehlen aus Qualitätsgründen oft die Nutzung von XLX- oder DCS-Reflektoren, wenn verfügbar.

Warum die Umstellung?

Die Entscheidung, ein Relais von XLX auf REF umzustellen (oder umgekehrt), ist oft das Ergebnis einer Abwägung verschiedener Faktoren:

  • Netzwerkstrategie: Betreiber könnten sich für das eine oder andere Protokoll entscheiden, basierend auf ihrer Gesamtstrategie für das Relais und die Anbindung an das breitere D-STAR-Netzwerk.
  • Interoperabilität: Wenn das Ziel ist, eine breitere Palette von digitalen Betriebsarten zu unterstützen oder eine nahtlose Verbindung zu anderen XLX-Systemen zu ermöglichen, ist XLX die bevorzugte Wahl.
  • Ressourcen und Wartung: Die zur Verfügung stehenden Serverressourcen und das Know-how des Betreibers spielen ebenfalls eine Rolle bei der Entscheidung für das Protokoll, das am besten gewartet werden kann.
  • Kompatibilität mit Anwendern: Manchmal wird eine Umstellung vorgenommen, um die Kompatibilität mit einer bestimmten Benutzerbasis oder einer bestehenden Infrastruktur zu verbessern.

Fazit

Es ist offensichtlich, dass beide Protokolle ihre Berechtigung und spezifische Vorteile haben. REF bietet eine bewährte, wenn auch zentralisierte Lösung, während XLX mit seiner Flexibilität, Multi-Protokoll-Fähigkeit und Transparenz zukunftsfähigere Möglichkeiten eröffnet.

Wir hoffen, diese technische Gegenüberstellung hilft Euch, die jüngsten Diskussionen um das Relais HB9HD besser zu verstehen.

Eben hat mich noch folgendes Mail von Kari erreicht, dass will ich Euch nicht vorenthalten, besonders der Punkt mit dem Callsign-Routing finde ich interessant. Wir haben uns schon lange gefragt warum das nicht mehr funktionierte:

Dear Chris HB9HJI,

Ich habe deinen neuen Beitrag interessiert gelesen. Ich möchte jedoch gerne noch ergänzen, dass weitere Faktoren zur Rückkehr auf das REF-System geführt haben.

Wichtig ist, dass beim REF alle Funktionen, so wie diese in den Gerätemanuals beschrieben sind, einwandfrei funktionieren. Das ist bei den Nachbauten nicht der Fall. Bei den Nachbauten werden das Callsign-Routing sowie weitere Funktionen nicht unterstützt. Das Callsign-Routing ist eine wichtige Funktion, welche ich sehr schätze. Des Weiteren ist das Transcoding zwischen den Systemen – gelinde gesagt – nicht überzeugend. Die Audio-Level und die Transcoding-Funktion sind nirgends standardisiert. Also macht jeder, was er für gut hält. Das Ergebnis sind schlechte Audio-Qualitäten.

Es waren auch noch weitere Gründe für die Umstellung auf REF ausschlaggebend, welche wir an der Sysop-Sitzung in Bassersdorf besprochen haben. Du kannst davon ausgehen, dass wir Sysops uns den Schritt gut überlegt haben und alle gemeinsam dahinter stehen. Wir arbeiten nicht gegen die User, wir arbeiten für ein funktionierendes, gepflegtes DSTAR-System, von welchem wir begeistert sind.

Danke nochmals für deinen Beitrag!

73 de HB9DSE, Kari

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